Einsatztaucher üben den Ernstfall
Die Tauchgruppe Süd trifft sich einen Tag lang und übt den Ernstfall unter widrigen Umständen. Einsätze der Tauchgruppe sind zum Glück eher selten, zählen aber zu den schwiergsten die die Feuerwehr in der heutigen Zeit zu bewältigen hat. Umso wichitger ist es gezielt Übungen abzuhalten um die Einsatzbereitschaft zu jeder Zeit zu gewährleisten.
Das Truppenübungsgelände "Tritolwerk" des österreichischen Bundesheeres bot sich für eine entsprechende Übung geradezu an. Am Grund des ehemaligen Nutzwasserspeichers des Tritolwerks wird auch heute noch ein Brunnen zur Nutzwasserversorgung des Truppenübungsgeländes verwendet. Ein ideales Übungsobjekt für eine schwierige Aufgabe.
Das Übungsobjekt: Der Nutzwasserspeicher hat einen Durchmesser von ca. 10 Metern und eine Tiefe von etwa 16 Metern. Über eine Leiter gelangt man zum Boden des Speichers. Eine 1,5 x 1,5 Meter große Lucke bildet den Zugang zu einem Brunnen mit ca. 4,5 Meter Durchmesser und etwa 7 Meter Tiefe wobei dieser bis zu 5 Metern mit Wasser gefüllt ist. In dem Brunnen befinden sich zahlreiche Holz- und Stahltraversen sowie alte Saugrohre. Die Wassertemperatur liegt bei unwirtlichen 4 Grad Celsius.
Die Übungsannahme: Eine Person hat versucht die Holz- und Stahltraversen aus dem Brunnen zu bergen. Bei dieser Arbeit stürzte die Person in den Brunnen und schlug mit dem Kopf auf eine der Traversen auf und wurde bewusstlos. Die Person sinkt auf den Grund. Eine Bergung ohne Taucher ist unmöglich.
Geübt sollte vor allem das Arbeiten mit speziellen Geräten wie das Dreibein mit Personenwinde und die Kommunikation bei unüberschaubaren Einsätzen werden.
Der Übungsverlauf: Zu allererst wird der Einsatzort vom Einsatzleiter der Tauchgruppe erkundet und anschließend die Einsatzkräfte eingewiesen. Der Einsatzbefehl lautet: "Person suchen und markieren." Wobei mit "Markieren" gemeint ist, dass die Stelle an der die Person liegt durch eine Boje gekennzeichnet wird bzw. der Taucher dem Einsatzleiter die Position mitteilt. Den Befehl zur eigentlichen Bergung der Leiche gibt die Polizei, genauer das Landeskriminalamt.
Die Taucher rüsten sich soweit es geht noch in den Fahrzeugen aus und steigen dann über die Leiter in den Schacht. Sämtliche Tauch- und Arbeitsgeräte werden über die Seilwinde zum Boden den Speichers gebracht. Das erste Team von Tauchern rüstet sich komplett aus um die Personensuche durchzuführen.
Währenddessen wird von weiteren Einsatzkräften ein spezielles Dreibein mit Personenwinde über dem Zugang zum Brunnen aufgebaut. Die ausgerüsteten Taucher müssen nun in den Schacht abgeseilt werden. Im Verlauf der Übung soll das einfachste und praktikabelste Verfahren gefunden werden.
Die ersten beiden Taucher markieren die Person und beginnen das Teibgut zu bergen um schlussendlich eine Personenbergung überhaupt erst möglich zu machen.
Über die Seilwinde des SRF Mödling werden die Holz- und Stahltraversen nach und nach geborgen wobei die Herausforderung vor allem in der Kommunikation und den engen Platzverhältnissen liegen. Der Taucher kommuniziert mit dem Einsatzleiter direkt am Brunneneinstieg. Dieser gibt per Funk die Anweisungen an den Maschnisten des SRF weiter.
3 Tauchteams zu je 2 Einsatztauchern sind notwendig um die wichtigsten Teile zu bergen. Die Einsatzdauer der Taucher ist durch die Wassertemperatur mit 15 Minuten stark begrenzt, außerdem muss immer ein Team als Sicherungstrupp bereitstehen.
Nachdem der Befehl zur Personenbergung erfolgt ist kann der letzte Trupp diese durchführen. Mittels Dreibein und Personenwinde wird die Person mit einer Rettungsschlinge aus dem Brunnen geborgen. Für die Taucher ist der Einsatz damit erledigt.
Die Übungserkenntnisse:
o) Bei dieser Übung war keine örtliche Feuerwehr vor Ort, was vor allem bei den Einsatzvorbereitungen und den Arbeiten abseits des eigentlichen Taucheinsatzes zu Kapazitätsproblem geführt hat. Für weitere Gesamtübungen möchte man unbedingt die örtliche Feuerwehr in die Übung einbinden.
o) Für den Einsatzfall hat sich gezeigt, dass das Abseilen von voll ausgerüsteten Taucher nur mit Auffanggurten bzw. Rettungsgeschirren effizient ist. Je Taucher ist allerdings ein Auffanggurt notwendig. Für längere Einsätze müssten daher eventuell noch entsprechende Geräte beschafft werden.
Die Übungsteilnehmer:
Übungsleitung und -ausarbeitung: Richard Berger [T40] und Karl Spenger [T40] (FF Mödling)
eingesetzte Taucher:
Team 1: Jürgen Berger [T40] und Wolfgang Eger [T40] - Personensuche, Markieren, Beginn der "Teile-Bergung"
Team 2: Robert Weber [T40] und Markus Schneider [T40] - Sicherungsteam für Team 1, Personenbergung
Team 3: Werner Hauser [T40] und Mathias Pfrommer [T40] - Sicherungsteam für Team 2
Interessante Informationen zu Taucheinsätzen:
o) Die Überlebenschancen bei Wasserunfällen sind sehr gering. Selbst wenn ein ausgerüsteter, einsatzbereiter Taucher am Ufer steht und einen Unfall beobachten würde, ist es schon zu spät wenn der Taucher den Unfallort erreicht. Daher handelt es sich beim Einsatz der Tauchgruppe fast ausschließlich um Leichenbergungen.
o) Die Tauchgruppe ist im Einsatzfall der örtlichen Feuerwehr unterstellt und erhält von dieser den Einsatzbefehl. Für das tatsächliche Vorgehen und den Taucheinsatz selbst ist der Einsatzleiter der Tauchgruppe verantwortlich.
o) Die Personenbergung wird von der Polizei bzw. dem Landeskriminalamt (LKA) angeordnet und darf erst dann durchgeführt werden. Grund dafür ist die massiv einsetzende Verwesung von Wasserleichen durch Luftzufuhr. Ist der genaue Verlauf der Bergung nicht bekannt ist eine Obduktion äußerst schwierig. Daher wurde von der Tauchgruppe Süd gemeinsam mit dem LKA ein "Leichenauffindungsblatt" entwickelt. Diese dokumentiert zum Beispiel die Lage der Leiche unter Wasser, die Wassertemperatur am Auffindungsort, Tiefe, Personen die mit der Leiche in Berührung gekommen sind, etc. ...
o) Die Bezeichnung "T10" und "T40" steht für die Einsatztiefe für die der Taucher geprüft ist. Die Ausbildung zum "T40", also für Einsätze bis 40 Meter Tauchtiefe, ist eine der schwierigsten im Feuerwehrdienst. Zum Bericht
Die Übungsbeobachter und -teilnehmer:
EABI Klaus Berger - Kommando Tauchgruppe Süd
EABI Franz Stangl - Kommando Tauchgruppe Süd
OBI Friedrich Brandstetter - Landestauchkommando Nö
V Franz Schimanko - Landestauchkommando Nö
Siegfried Wienert - Rotes Kreuz/Notarztsanitäter/AUVA (Zur Eigensicherheit der Taucher während der Übung)
Vizeleutnant Coslop - Österreichisches Bundesheer
LM Thomas Jacot, PFM Philip Haslauer, OFM Jakob Galbavy - Teilnehmer der FF Mödling (SRF)
Markus Thurner - Reservetaucher
Alexander Karl Bauer - Reservetaucher
Das Tauchkommando dankt dem Roten Kreuz, dem Bundesheer und der FF Mödling.
Weitere Information zur Tauchgruppe Süd finden Sie hier.
Bildautor: Martin Hofbauer/BFK-Mödling