Reportage über die Bezirksalarmzentrale Mödling - Teil 2
„Notruf! Funk digital! Amtsleitung! TUS-Alarm!“ Manchmal tritt „Murphy’s Gesetz“ in Kraft, und alle Apparate in der Bezirksalarmzentrale Mödling läuten gleichzeitig – nicht selten nach einer längeren Zeit „verdächtiger Ruhe“ davor. Normalerweise beginnen dann wieder die schon im ersten Teil unserer Reportage beschriebenen „hektischen Minuten“ für den oder die Disponenten. Doch diesmal bleibt die Atmosphäre in der BAZ zwar konzentriert, aber gelassen: mittlerweile ist es kurz vor 19:00 geworden, und die Dienstübergabe ist im Gange – vom Tag- an den Nachtdienst. Dabei werden nicht nur die Geschehnisse, Einsätze und Informationen des vergangenen Tages besprochen, sondern auch sämtliche Systeme einer Kurzüberprüfung unterzogen.
Beginnend bei den Notrufleitungen über die Telefonleitungen für Amtsgespräche und die Basisstationen für den digitalen Sprechfunk, bis hin zur Brandmeldeanlage des Feuerwehrhauses und deren Anschluss an das automatische Übertragungssystem zur BAZ wird alles getestet. Bei der hohen Anzahl an Teilnehmern an der automatischen Brandmelderübertragung im Bezirk Mödling ist dieses System mittlerweile nicht weniger wichtig als die Telefonleitungen für den Notruf selbst.
Derzeit führt die BAZ Mödling den Testbetrieb eines neuen Einsatzleitsystems in Zusammenarbeit mit der Notruf NÖ GmbH durch. An diesem ELS, welches zur Zeit für die Alarmierung und Koordination der Feuerwehren des Bezirkes Mödling verwendet wird, muss natürlich rund um die Uhr (wann immer es die Einsatztätigkeiten im Bezirk zulassen) intensiv geübt und getestet werden.
Auch am bisherigen Einsatzleitsystem ELDIS muss sich der neue Disponent anmelden und die Grundfunktionen überprüfen, da es derzeit als „Backup-System“ ebenfalls noch verwendet wird. Ebenso werden sämtliche weiteren Kommunikationsmittel wie E-Mail und Fax überprüft; etwaige Störungen oder Wartungsausfälle dieser oder anderer Systeme werden natürlich im Dienstjournal vermerkt, und eine schnellstmögliche Reparatur veranlasst.
Zuletzt werden noch die Einsätze des Tages besprochen, sowie weitere relevante Informationen für den Dienstbetrieb (z.B. Übungen der Feuerwehren im Bezirk, ob mit oder ohne Rauchentwicklung, Erreichbarkeit der jeweiligen Feuerwehr, Änderungen der Alarmpläne wegen Feuerwehrfesten oder
-ausflügen, Brandsicherheitswachen und deren Erreichbarkeiten etc…).
Dann ist für den Tagdienst die Schicht beendet, und der Nachtdienst übernimmt. Neben der Alarmierung und Disposition der Feuerwehren sowie der Betreuung laufender Einsätze oder der Erteilung von Auskünften (wie bereits im 1. Teil unseres Berichtes ausführlich beschrieben) übernimmt dieser vor allem organisatorische und administrative Aufgaben, für die nicht selten untertags einfach keine Zeit bleibt. Dann werden Alarmpläne aktualisiert, E-Mails bearbeitet, Termine vereinbart, Kurse und Weiterbildungen für die Disponenten (intern und extern) vorbereitet, sowie allgemeine Verwaltungs- oder Datenpflegetätigkeiten verrichtet – und nicht zuletzt Statistiken oder Berichte wie der vorliegende erstellt. Und auch für eine erweiterte Überprüfung oder geplante Wartungsfenster der Computersysteme in der BAZ durch die EDV-Mitarbeiter eignen sich Nacht- oder Wochenenddienste besser als der Tagdienst, da Probealarme, Anfragen oder Aufzugsproben zu Nachtzeiten oder an Wochenenden seltener vorkommen. Und so wie die Aufgaben und Anforderungen an die BAZ in den letzten Jahren stark gestiegen sind, so hat man auch mit der Technik Schritt gehalten.
Mittlerweile stehen zwei Hauptarbeitsplätze für die Disponenten zur Verfügung, an denen sämtliche Systeme mit einer Tastatur und einer Maus bedient werden können – dahinter stehen als Hardware nicht weniger als sechs Einzelcomputer. Und diese Server und Computer sind mittlerweile auch „fachgerecht“ gelagert; in einem Serverraum im Keller des Feuerwehrhauses Mödling, der über Klimatisierung, Notstromversorgung, Temperaturüberwachung und ein Rauchansaugsystem zur Brandfrüherkennung verfügt. In diesem Raum sind auch die Telefonanlage, das Hausrufsystem und die Langzeitdokumentation untergebracht, und nicht selten bemerken externe Systemspezialisten, dass ein derart ausgestatteter Technikraum in so manchem mittelständischen Betrieb nicht anzutreffen ist.
Die wichtigsten Komponenten des Technikraums sowie die EDV-Stromkreise in der BAZ sind natürlich notstromversorgt; zunächst durch eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), welche man sich als große Batterie vorstellen kann und die zusätzlich einen Schutz vor Spannungsspitzen- oder
-schwankungen aus dem Stromnetz bietet – und das für immerhin 30 Minuten. Doch auch nach einem mehr als halbstündigen Stromausfall gehen in der BAZ nicht die Lichter aus – ein paar Räume weiter im Kellergeschoß steht ein 70 kVA Notstromaggregat bereit, mit welchem die Systeme mit Strom versorgt werden können, so lange der Ausfall eben dauert. Und selbst wenn dieser Generator trotz regelmäßiger Wartungen, Überprüfungen und Tests einmal nicht funktionieren sollte, besteht zusätzlich die Möglichkeit, die EDV-Stromkreise extern mit einem Stromgenerator aus einem der Fahrzeuge der FF Mödling über die USV zu versorgen. Redundanz für die Redundanz, sozusagen.
Eine Absicherung gegen Ausfälle oder für Sonderszenarien ist aber nicht nur für die technischen Systeme der BAZ erforderlich und wichtig, auch personell und organisatorisch müssen Vorbereitungen für ein nicht alltägliches Einsatzaufkommen (Beispiel Starkregen, Hochwasser oder Sturm) bzw. Spezialfälle getroffen werden. Während im „Normalbetrieb“ zu Bürozeiten bereits jetzt mindestens zwei bis drei Disponenten gleichzeitig den Dienst versehen, können im „Sonderfall“ schnell weitere Arbeitsplätze (in den meisten Fällen für die Bearbeitung eines erhöhten Notruf-Aufkommens) eingerichtet bzw. im System aufgeschaltet werden. Die Aufgaben werden dann taktisch unterteilt, z. B. nehmen einige Kollegen nur die Notrufe oder Amtsgespräche entgegen, ein weiterer alarmiert die Feuerwehren, und wiederum ein anderer Disponent koordiniert die bereits ausgerückten Kräfte über Funk. Zusätzliche Kollegen bilden in diesen Fällen die Schnittstellen für die Kommunikation nach außen, beispielsweise zu Rettungsdiensten, Polizei, BH, Gemeinden, Bürgermeistern, Behörden, Ämtern und sonstigen Institutionen.
In solchen Fällen werden mitunter allein von den „Calltakern“ am Notruf mehrere Einsatzmeldungen pro Minute entgegengenommen, und die Anzahl der bezirks- oder bereichsweit insgesamt offenen Einsätze kann innerhalb einer Stunde durchaus auch dreistellig werden. Um den Überblick über einsatzbereite, alarmierte und ausgerückte Feuerwehren im Bezirk zu behalten und die noch offenen Einsätze sinnvoll koordinieren zu können, liegt ein laufend überprüfter und bereits aus den gesammelten Erfahrungen verbesserter Aktionsplan „Mehrfachbesetzung BAZ“ quasi in der Schublade bereit.
Die Bezirksalarmzentrale der Feuerwehren des Bezirkes Mödling ist also sowohl technisch, als auch personell und organisatorisch sehr gut aufgestellt, braucht keinen Vergleich zu scheuen und kann zuversichtlich ins heurige Jubiläumsjahr 2013 blicken, wenn das 40-jährige Bestehen gefeiert wird!
Und auch wenn mitunter von außen nicht viel mehr von der BAZ wahrgenommen wird als das bekannte „Hier Florian Mödling, kommen“, so hat sich diese Dienststelle in den vergangenen Jahrzehnten dennoch von einem „Funkzimmer“ zu einem echten Dienstleistungsbetrieb entwickelt – und so wird die Aufgabe von den Disponenten und dem für die BAZ als Gesamtverantwortlicher zuständigen Kommandanten BR Peter Lichtenöcker auch gesehen: als Servicestelle zur Unterstützung der Feuerwehren unseres Bezirkes, und zum Schutz unserer Einwohner.
Bildautor: Florian Schützenhofer & Bernhard Singer/Pressestelle BFK Mödling