Bisher nicht denkbare Szenen als Übungsszenarien
Die Geschichte, die Annahme
Zunächst deuteten sämtliche Anzeichen auf einen klassischen Routineeinsatz hin, als die Freiwillige Feuerwehr Maria Enzersdorf, am 8. September 2016, zu einer Brandmelderauslösung alarmiert wird. Keines der ehrenamtlichen Mitglieder ahnte, welche bisher nicht denkbaren Szenen sich zeitgleich am Betriebsgelände der EVN AG abspielten.
Nur wenige Augenblicke nach der Alarmierung setzte der diensthabende Disponent der Bezirksalarmzentrale die Dringlichkeit eine Stufe höher und meldete, über erneuten Pager- und zusätzlichen Sirenenalarm, die Brandbestätigung an die Mannschaft, welche bereits am Weg ins Feuerwehrhaus war. Den Grund dazu gaben zahlreiche Anrufe, welche förmlich im Sekundentakt die BAZ Mödling, über den Feuerwehr-Notruf 122, erreichten. Mehrere Anrainer und eine Vielzahl an Verkehrsteilnehmer der umliegenden Straßenzüge informierten über die deutlich erkennbare Brandrauchentwicklung am Gelände des Energieversorgers.
Zur selben Zeit kontaktierten die Fachkräfte der Betriebssicherheit die Exekutive, weil über das flächendeckende Kamerasystem eine Fremdperson bei der Brandstiftung gesichtet wurde. Die anschließende Beobachtung der Videosequenz bestätigte eine mehrfache Brandlegung mit weiteren Schadenstellen. Mehrere Streifen und auch eine Sondereinheit der Polizei waren umgehend zur Einsatzadresse unterwegs. Auch das Rote Kreuz wurde über die Situation in Kenntnis gesetzt und schickte einige Rettungswägen in die Johann Steinböck-Straße, zum EVN-Platz 1.
Bei der Ausrückemeldung erhielt der langjährige Feuerwehrmann und erfahrene Einsatzleiter, Kommandant Stv. BI Martin Gall, die zwischenzeitlich gesammelten Informationen per Funk und forderte daraufhin die Unterstützung der beiden Feuerwehren aus Brunn am Gebirge und Gießhübl an. Zeitgleich mit der ersten Polizeistreife, traf auch das Vorausfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Maria Enzersdorf, im Ortsteil Südstadt, ein. Weil sich allerdings der mutmaßliche Täter noch am Gelände aufhielt und keinerlei Information über die weiteren Vorhaben bestand, wurde ein sofortiges Eingreifen der Feuerwehr unterbunden, um die Sicherheit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte nicht zu gefährden.
Die eintreffenden und nachkommenden Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge wurden auf der Bereitstellungsfläche, vor dem Bürogebäude, positioniert. Während der Einrichtung der Einsatzleitung, unweit der Zufahrt zum Areal, gelang der polizeilichen Sondereinheit der wichtige Zugriff. Der Attentäter, welcher zuvor mehrere Brände gelegt hat, verunfallte am Betriebsgelände und krachte mit seinem Fluchtfahrzeug in eine Begrenzungsmauer, neben den Zapfsäulen der internen Tankstelle. Dabei kam der PKW seitlich zum Liegen, wodurch die Person im Fahrgastraum eingeschlossen wurde. Mit den Beamten der Polizei fuhr nun auch die Feuerwehr sowie die Rettung auf das Gelände ein und startete unverzüglich die längst notwendigen Maßnahmen. Das unumgängliche Zeitfenster, welches zur Sicherheit aller Beteiligten eingehalten wurde, diente den Bränden natürlich negativ dazu, sich weiter auszudehnen und die erforderlichen Tätigkeiten zu intensivieren.
Die Durchführung, der Einsatz
Eine Einsatzgruppe, bestehend aus Mitgliedern und Gerätschaften der Feuerwehren Brunn am Gebirge und Gießhübl, kümmerten sich, im Beisein der Polizei, sofort um die Rettung des verunfallten Brandstifters und stellten den Brandschutz im Bereich der Tankstelle her
In hervorragender Zusammenarbeit und unter Einsatz von hydraulischen Rettungsgeräten konnte die Person rasch befreit und vom anwesenden Rettungsdienst medizinisch erstversorgt werden. Eine polizeiliche Einvernahme konnte erst nach der Einlieferung ins Thermenklinikum Mödling erfolgen.
Zeitgleich kämpften weitere Einheiten der Feuerwehren Maria Enzersdorf und Brunn am Gebirge an der Rückseite des Garagengebäudes gegen die massiven Flammen im Außen- sowie im Innenangriff.
Fünf noch anwesende Mitarbeiter des Energieversorgers waren zum Zeitpunkt des Geschehens noch im betroffenen Gebäude beschäftigt und wurden nun vermisst. Mehrere Atemschutztrupps durchsuchten die stark verrauchten Räumlichkeiten und konnten die Personen nach kurzer Zeit ins Freie bringen.
Die fünf Arbeiter haben sich zwischenzeitlich in einem geschützten Bereich verschanzt und blieben dadurch unverletzt. Sie wurden zur Kontrolle ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Ein inszenierter Unfall eines Suchtrupps stockte kurzzeitig den Atem der Mannschaft. Der bereitstehende Rettungstrupp war rasch im Einsatz und konnte die Kameraden aus dem stark verrauchten Gebäude in Sicherheit bringen. Auch hier war das Rotkreuz-Team mit der Versorgung gefordert.
Mit nur wenigen Metern Distanz befindet sich die Kältezentrale neben dem Garagentrakt. Von diesem Bauteil aus erfolgt die Versorgung mit Fernkälte einiger wichtiger Einrichtungen im Bezirk. Um jegliche Gefährdungen eines Brandüberschlages auf diese wichtige Anlage zu unterbinden, kamen einige Hydroschilder zum Einsatz. Der dadurch erzeugte Wassernebel konnte eine direkte Beflammung verhindern und die Umgebungstemperatur soweit absenken, dass für die Kältezentrale keine Gefahr mehr bestand. Die dafür erforderliche Wasserversorgung wurde aus dem Hydrantennetz und in weiterer Folge über das Großtanklöschfahrzeug der FF Brunn am Gebirge sichergestellt.
Ein weiteres, gelegtes Feuer wütete auf einer Freifläche neben der Trafostation. Hier galt es, den Brand möglichst rasch unter Kontrolle zu bringen, um die Hochspannungsanlage zu schützen. Im letzten Moment gelang es den Kräften der Feuerwehr Gießhübl die Flammen einzudämmen und abzulöschen. Ein Übergriff des Brandes hätte zu einem Totalausfall sämtlicher Anlagen des Betriebes geführt. Dank der ausgezeichneten Arbeit der Feuerwehr konnte dieses folgenschwere Unglück verhindert werden.
Am Ende dieser aufregenden Übung legte die Freiwillige Feuerwehr Maria Enzersdorf ein durchaus positives und gelungenes Resümee ab. Der übungsmäßige Einsatzleiter, Kommandant Stv. BI Martin Gall, bedankte sich recht herzlich bei seiner Mannschaft, den beiden weiteren Feuerwehren aus dem Unterabschnitt 4 Mödling/Wienerwald, Brunn am Gebirge und Gießhübl, sowie bei der Polizei und dem Rettungsteam für die gewohnt, tadellose Zusammenarbeit.
Die beiden Übungsbeobachter, Abschnittsfeuerwehrkommandant BR Wolfgang Deringer und Unterabschnittskommandant HBI Christian Mayerhofer richteten ihre Dankesworte zusätzlich an die Generaldirektion, die Betriebsleitung und an die Gruppe des betriebsinternen Brandschutzes für die langjährigen Kooperationen und die Zurverfügungstellung des Betriebsareals im Zuge dieser Unterabschnittsübung 2016. Ein weiterer Dank gilt den großartigen Statisten sowie den beiden freiwilligen Helfern im Bereich der Bilddokumentation ASB Michael Buhn (FF Mödling) und Nicole Kreuzer.
Bildautor: Michael Buhn & Nicole Kreuzer